Im Zentrum Tasmaniens erhebt sich majestätisch ein Zentralplateau, welches sich
fast 500 Meter über das umliegende Land erhebt. Im westlichen Teil des Plateaus
befindet sich der Walls of Jerusalem Nationalpark.
Hauptanziehungspunkt dieses Nationalparks bildet ein kleines Gebiet das sich
"Walls of Jerusalem" nennt. Hier rahmen steile Felswände und schroff wirkende
Berge ein kleines Tal ein, so als wollten sie diese Schönheit besonders
schützen.
In diesem kleine Tal befinden sich Flächen mit einer reichhaltigen alpinen
Vegetation und einem kleinen See.
Diese Schönheit veranlaßte mich gleich zwei Mal dieses Gebiet zu besuchen. So
unterschiedlich die Landschaft in diesem Gebiet ist, so verschieden waren auch
meine Erfahrungen die ich dort machte.
Auch wenn dieser Park über einen gut markierten und befestigten Wanderweg zu
erreichen ist, sollte sich der Besucher nicht täuschen lassen. Hier betritt er
ein Stück Wildnis. Dieser Tatsache sollte stets Rechnung gezollt werden, denn
eh man sich versieht ist man den Naturgewalten ausgeliefert.
Durch seine hohe Lage können sich die Witterungsverhältnisse recht schnell
ändern und so sind Schneefälle im Hochsommer zwar nicht die Regel, doch wundern
sollte sich der Wanderer nicht.
Auch wenn solche einschneidenden Witterungsverhältnissen herrschen, kann
aufziehender Nebel einen Ausflug in diese Region zum Abenteuer machen.
So erging es mir. Ich war bei herrlichstem Wetter im Nationalpark angekommen
und hatte mich schon zwei Tage ausgiebig in der Region umgesehen. Ich hatte den
Mt. Jerusalem, der mit 1.446 Metern die höchste Erhebung darstellt, erklommen
und auch andere Gipfel erobert. Doch nach zwei Tagen wurde das Wetter zusehends
schlechter und es zog dichter Nebel auf.
Wissend bei solch widrigen Witterungsverhältnissen mein Zelt und die vertraute
Umgebung nicht zu verlassen, hielt ich mich fast den gesamten Tag beim Zelt
auf. Schließlich wurde es mir doch zu langweilig und ich wollte im Umkreis
meiner Lagerstädte ein paar Fotos im Nebel machen.
Mein Unternehmen verhieß auch keine größeren Probleme mit sich zu bringen, da
ich mir markante Ziele ausgewählt hatte, an denen ich mich orientieren wollte.
So marschierte ich durch den Nebel und den kleinen Wald um mein Lager und schoß
einige Aufnahmen. Schließlich erreichte ich auch einen meiner angestrebten
Orientierungspunkte. Leider verschlechterte sich die Sicht zusehends, so daß
ich nur noch ca. einen Meter weit sehen konnte. Nun war jegliche Orientierung
unmöglich. Auch den Kompaß den ich mitführte, konnte ich nicht verwenden, da
das gesamte Gebiet erzhaltiges Gestein enthält und somit mein Kompaß mir sehr
unzuverlässige Daten gab.
Ich versuchte mich grob in die Richtung zu orientieren in welcher mein Zelt
liegen sollte, doch nach und nach beschlich mich der Verdacht, daß ich mich
verlaufen hatte, denn ich kam an Bächen und Seen vorüber, die ich meiner
Landkarte überhaupt nicht zuordnen konnte.
Schließlich versuchte ich erneut eine Orientierung via Kompaß, doch erhielt ich
bei fünf Messungen drei unterschiedliche Ergebnisse. Nun entschloß ich mich
endlich zu warten, bis der Nebel sich zu lichten begann. Wie durch ein Wunder
brauchte ich nicht lange warten, doch je mehr ich von meiner Umgebung zu sehen
bekam, um so unruhiger wurde ich, denn ich konnte nichts mehr identifizieren.
Auch wenn ich erst kurze Zeit in diesem Nationalpark war, so konnte ich ohne
Probleme die Berge an ihrem typischen Aussehen identifizieren. Doch keiner der
mir bekannten Berge war zu sehen.
Schließlich hatte ich wieder freie Sicht und ich konnte beginnen meine Position
neu zu bestimmen. Dank der Landkarte und vielen Messungen mit dem Kompaß war
mein Standpunkt bald bestimmt und ich war extrem verdutzt, wie weit ich von
meinem Ausgangspunkt abgekommen war. Ich brauchte nun fast eineinhalb Stunden,
bis ich wieder bei meinem Zelt war.
Dieses Erlebnis hatte mich doch sehr verunsichert, dennoch kam ich ein paar
Jahre später wieder in diese herrliche Region. Diesmal war mir ein absolutes
Traumwetter vergönnt. Während des Tages brannte die Sonne vom Himmel. Auch wenn
es in der Nacht bis auf ca. 5° Celsius abkühlte konnte ich mir kaum vorstellen,
daß es Weihnachten war.
Ich erklomm wieder einige der Gipfel und genoß ich grandiosen Aussichten zum
"Gradle Mountain - Lake St. Clair Nationalpark" oder über die Weiten des
Centralplateaus.